Wednesday, August 10, 2016

DE 0028 Der Ursprung der analytischen Philosophie und die Trivialisierung der Philosophie: Nachwort

# DE 0028
Der Ursprung der analytischen Philosophie und die Trivialisierung der Philosophie: 
Nachwort

Ich habe im On-Line Bulletin für philosophische Forschung Disputatio Jahrgang 4, N° 5 einen Artikel in spanischer Sprache veröffentlicht, in dem ich versuche Stimmung zu machen für Hans Slugas Bedauern über den Verzicht auf philosophische Tiefe in der analytischen Philosophie in der Folge von Tarskis semantischer Theorie der Wahrheit als Preis für die Gewinnung einer überlegenen technischen Manipulierbarkeit formalisierter oder formaler Sprachen. Der Preis den die Philosophie dafür bezahlt ist nach dieser Auffassung, dass manche philosophischen Probleme unsichtbar gemacht werden, statt sie ihrer Lösung oder Auflösung zuzuführen. Meine hauptsächliche Quelle dafür ist Sluga, Hans (1999). «Truth before Tarski». In Alfred Tarski and the Vienna Circle. Hg. von Jan Wolenski und Eckehart Köhler. Dordrecht: Kluwer, pp. 27-41. DOI: 10.1007/978-94-017-0689-6_3

Im zweiten Teil des Artikels habe ich ein Beispiel genannt, das zu zeigen versucht, dass Tarskis Definition der Wahrheit mindestens im dargestellten Fall philosophische Schwierigkeiten verschleiert, die in Wittgensteins Tractatus sichtbar sind und behandelt werden.

Nun ist aber Hans Sluga nicht der einzige, der feststellt, dass Tarskis Vorschlag zu einem Preis kommt, und dass die philosophische Entwicklung ab Tarski nicht die einzige Möglichkeit ist, aus den Vorschlägen der Pioniere der analytischen Philosophie neue Einsichten zu schöpfen.

Ich möchte in den nächsten paar Beiträgen auf deutsch laut über Hintikka und einige Aspekte seiner Kritik an der Tradition um Tarski nachdenken, die grob in eine verwandte Richtung weisen, sich aber nicht damit begnügen, sondern mit seiner spieltheoretischen Semantik die Schwierigkeiten einer Semantik nach Tarski zu vermeiden sucht.

Das begrenzte Ziel ist hier zunächst einfach ein paar zusätzliche Beispiele anzubringen; ich werde wohl damit anfangen, im nächsten Beitrag mein eigenes Beispiel auf deutsch nachzuerzählen, und dann ein paar Beispiele Hintikkas bringen.

Vielleicht können wir die Untersuchung dann aber ein bisschen ausdehnen. Ich bin dabei keineswegs sicher, wohin diese Überlegungen führen können; ein begrenzte Ziel im Moment könnte sein zu beleuchten, welche neuen Aspekte Hintikkas Untersuchung zur Tarski'schen Semantik über unser (gemeint ist recht eigentlich mein) Verständnis von Freges Lehren aufzuzeigen vermag.

Dieses Vorhaben kann sich recht lange hinziehen, und vielleicht kommt auch gar nichts dabei heraus. Ich vermute aber, dass wir nicht nur etwas neues über Frege lernen, sondern auch einen interessanten Blick auf "Wittgenstein's Hürde" für philosophische Theorien werfen können.

3 comments:

  1. Der Name Hintikka taucht in diesem Artikel recht unvermittelt auf. Er wird in der Einleitung gar nicht erwähnt, aber danach wird sein Name recht apodiktisch gebraucht. Offensichtlich sollte man mit dem Namen und den Implikationen vertraut sein. Auch die Bezeichnung "Nachwort" ist verwirrend, weil ich die narrative Landkarte nicht im Kopf habe. Es klingt doch eher wie ein Vorwort. Bin aber gespannt, wohin das führen wird (als blutiger Nichtphilosoph).

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  2. Ja, lieber Ip, das sind alles sehr berechtigte Einwände. Ich habe mich zu sehr von meiner eigenen Überraschung verführen lassen, und vom Ton meiner spanischen Einträge. Ich werde meinen Spielplan wohl ändern und ein bisschen weitläufiger erklären müssen. Ich kannte Hintikka nur als Kommentarist Wittgensteins und Freges (er war Schüler von Wittgensteins Schüler, Freund und Nachlassverwalter George Henrik von Wright) und habe mich um seine semantischen Theorien nicht gekümmert. Ich stand zu sehr unter dem Eindruck von was ich jetzt "Wittgensteins Hürde" nennen möchte. Aber das war ein schwerer Fehler und nicht zu rechtfertigende Voreingenommenheit. Selbst wenn Hintikkas Untersuchungen es nicht über Wittgensteins Hürde schaffen sollten, ist sein alternativer Vorschlag zur Tarski-Semantik außerordentlich interessant - ich habe ihn eben nicht als alternativen Vorschlag verstanden... Ich hoffe, mein nächster Eintrag wird einige Deiner Fragen klären. Ich werde auch wohl eine Zusammenfassung meines spanischen Artikels geben müssen, auf die ich für die folgende Diskussion verzichten zu können glaubte.

    Das Gute an all dem ist, dass mir nun eine Weile der Stoff nicht ausgehen wird.

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  3. Eh "... war ein Schüler" bezieht sich darauf, dass George Henrik von Wright tot ist. Jaakko Hintikka ist noch sehr aktiv.

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