Friday, May 20, 2016

DE 0016 Sprache und Denken

# DE 0016

Was Bennett und Hacker Dennett und den meisten Geistesphilosophen vorwerfen, ist, in großen Zügen, dass, was unter dem Namen Bewusstsein zusammengefasst wird, nicht einem bestimmten Phänomen entspricht, für das es Sinn machen würde eine gemeinsame materielle z.B. neurophysiologische Ursache zu suchen und noch viel weniger zu hoffen, dass man eine finden wird. Beschreibt man dieses fiktive Phänomen z.B. in metaphorischer Sprache, wie Dennett vorschlägt, dann schafft man allenfalls die Illusion, von einem bestimmten Phänomen zu sprechen; und diese metaphorische Sprache verwandelt sich dann in ein ernstes Hindernis wirklich zu verstehen, wovon wir sprechen, wenn wir das Wort 'Bewusstsein' in unseren Sätzen verwenden, und diese Art von bildlicher Beschreibung garantiert dann, dass dieses Phänomen weiterhin ein Mysterium bleibt, an dem sich noch viele Generationen von Geistesphilosophen die Zähne ausbeißen werden.

Für unser ursprüngliches Problem ist dieses Resultat wichtig, weil wir zu dem Schluss gekommen waren, dass es ohne Bewusstsein kein Denken in unserem Sinn gibt; denn wir mussten willkürliche von unwillkürlichen Entscheidungen unterscheiden, wenn wir das Denken (ohne hier eine Definition zu versuchen; d. h., was immer wir darunter ansonsten verstehen mögen) von automatischen, biologischen Reaktionen trennen wollten, die eventuell sogar ganz ohne Zentralnervensystem ablaufen könnten, da wir uns sonst womöglich genötigt sehen könnten auch einem Thermostaten Gedanken zuzuschreiben. Die genaue Verbindung zwischen Denken und Bewusstsein müssen wir erst noch untersuchen. Was wir zunächst tun wollen ist, untersuchen, ob es nicht einen Kern von Bedeutung für den Begriff 'Bewusstsein' gibt, den wir versuchen könnten mit neuronalen Aktivitäten zu identifizieren, und dass es Bewusstsein in diesem, beschränkten Sinn ist, von dem Dennett und seine Weggefährten reden.

Der gesamte Teil III von Philosophical Foundations of Neuroscience ist der er Analyse des Begriffs 'Bewusstsein' und seiner Behandlung in den zeitgenössischen Neurowissenschaften gewidmet;ziemlich genau 120 Seiten. Davor haben die Autoren in Teil I die geschichtlichen und begrifflichen Wurzeln der philosophischen Probleme untersucht, in die sich die zeitgenössichen Neurowissenschaften vielfach verstricken, von Aristoteles bis John Eccles. Teil II widmet sich der Untersuchung der Verbindung der menschlichen Fakultäten und der Neurowissenschaften, worunter gegen Ende dieses Abschnitts auch das kognitive Vermögen und Begriffe wie 'Glauben', 'Denken', 'Vorstellen und geistige Bilder' fallen, von dem wir den Abschnitt über das Denken kurz gestreift haben. Der vierte und letzte Teil des Haupttextes behandelt dann methodologische Fragen.

Teil III behandelt im Kapitel 9 den Unterschied zwischen "intransitivem und transitivem Bewusstsein", im Kapitel 10 "Bewusste Erfahrung, Geisteszustände und Qualia", im Kapitel 11 "Rätsel um das Bewusstsein" und im Kapitel 12 schließlich "das Selbstbewusstsein". Ein Unterkapitel ist unserer ursprünglichen Frage gewidmet: "Gedanke und Sprache".

Als nächstes werden wir also versuchen in großen Zügen herauszufinden, ob die Diskussion dieser Fragen für Dennett einen Ausweg lässt, wie wir ihn oben angedeutet haben.

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