Thursday, May 12, 2016

DE 0010 Sprache und Denken

DE # 0010

Es könnte nach der bisherigen Diskussion nun so scheinen, als wäre die Frage nach der wechselseitigen Abhängigkeit von Sprache und Denken eine eher belanglos akademische Übung.

Das ist aber nicht so, denke ich. Denn die Sprache ist ja, wie wir gerade gehört haben, nicht etwas, was außerhalb von Zeit und Raum steht, sondern ein Teil unseres lebendigen Daseins in der menschlichen Gemeinde. Indem wir sehen, dass das Denken von diesen im Laufe der menschlichen Entwicklung vielfältigen Wandlungen unterworfenen Phänomenen abhängt, untergraben wir die Idee, dass das Denken einer übernatürlichen Rationalität entspringt, die außerhalb von Raum und Zeit steht, und die zum Beispiel direkt ein Geschenk Gottes ist, mit dem Er uns über den Rest der Tierwelt erhoben hat. Oder dass wir nichts sind als Manifestationen des zu sich selbst findenden absoluten Geistes, wie in etwa Hegel vorschlug. Aber natürlich ist auch das etwas komplizierter, als ich hier vorgebe. Ich will keineswegs einem extremen Materialismus das Wort reden.

Nach dieser Nachbemerkung zu einem Thema, das ich nun abgeschlossen glaube, wende ich mich nächstens wirklich der Frage zu, ob das Zeitwort 'denken' einen inneren Vorgang bezeichnet, den im Prinzip nur ich kenne, weil er eben in meinem ganz persönlichen 'ich' abläuft. Aus der geschraubten Formulierung kann man natürlich schon ahnen, dass die Antwort 'nein' ist. Aber um dahin zu kommen, werden wir eine Weile brauchen.

No comments:

Post a Comment