Thursday, May 12, 2016

DE 0009 Sprache und Denken

DE # 0009

Den nächsten Teil des Einwands:

"Nur kann man doch aus dieser Verbindung nicht den Umkehrschluss ziehen und behaupten, dass alles Denken in enger Verbindung mit Sprache stehen muss - oder?"

habe ich, denke ich, zum Teil schon behandelt, indem ich versucht habe daran zu erinnern, dass sich unser Denken wesentlich unter der Voraussetzung abspielt, dass wir, wenn man will, essentiell sprachbegabte Tiere sind; auch Handlungen, die ohne die Verwendung von Sprache ablaufen, sind in unserer allgemeinen Lebensform eingebettet, die eben ganz wesentlich von dem Umstand gestaltet ist, dass wir (unter anderen Manifestationen) ohne Sprache nicht auskommen (auch Taubstumme leben in einer durch die Sprache wesentlich mitgestalteten Welt). Es ist also nicht gemeint, dass unser Denken immer nach einem sprachlichen Muster abläuft, etwa wie ein Computerprogramm nach einem Algorithmus, sondern dass unser Denken nicht etwas von unserem sonstigen Leben losgelöstes ist, und deshalb ohne Sprache nicht sinnvoll vorstellbar ist. Wenn ich einen Stinkefinger mache, dann ist das eine komplizierte Beleidigung, das ich da ohne jede Satzstruktur denke (ich denke ja keineswegs einen Satz oder eine Reihe von Sätzen dazu). Wie man sieht, ich habe kein Problem das Wort 'denken' auf etwas anzuwenden, das keinen ausdrücklichen Satz zum Inhalt hat. (Auch das ist natürlich nicht auf meinem Mist gewachsen. Es wird berichtet, dass der italienische Denker Piero Sraffa Wittgenstein seine Obsession mit Satzstrukturen ausgetrieben hat, indem er ihn aufforderte eine typische italienische Geste in ihre grammatischen Bestandteile zu zerlegen).

Wie ich den Einwand verstehe, wäre damit die Sorge, die ihm Leben gibt, ausgeräumt. 

Es bleibt uns nun, glaube ich, als nächstes der nahe liegende Einwand, dass 'denken' eben einen psychologischen Akt meint, der prinzipiell nicht erfassbar ist, z.B. durch Introspektion.Die Bedeutung dieses Einwandes für die Frage, um die es hier für uns geht, mag mit unseren Beobachtungen bis hierher auch etwas geschrumpft sein. Aber insgesamt ist es ein wichtiges Missverständnis, dem wir auch versuchen sollten den Wind aus den Segeln zu nehmen.



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