Sunday, May 29, 2016

DE 0022 Sprache und Denken. Zusammenfassung (i)

# DE 0022

Übersehene Themen und eine Arte Zusammenfassung (i)

1. Andere Theorien
Wovon wir ausgegangen sind, ist keine Theorie, sondern ein vages Gefühl. Es gibt aber mehr Möglichkeiten dieses vage Gefühl in Theorien zu gießen, als man aus meiner bisherigen Darstellung schließen könnte. Wir werden einige dieser anderen Möglichkeiten ganz kurz zu beschreiben versuchen.

2. Denken ist eine Fähigkeit, die wir mit Tieren teilen, die kein (so komplexes) Sprachverhalten haben wie wir (aus # DE 0003).

Schnelle Antwort: Auch wenn man das so sieht, es steht nicht in Widerspruch zu der Auffassung, dass das (komplexe) menschliche Denken ohne das (komplexe) menschliche Verhalten, in dem die Sprache eine wesentliche Rolle spielt, unmöglich wäre - es fehlte der Untergrund dafür: Man kann kein Ölbild in der Luft malen.

Instinktives Verhalten bei Tieren mag instinktivem Verhalten beim Menschen entsprechen - und wir kontrastieren es manchmal mit denkendem Verhalten.

Wir haben wenigstens einige Aspekte dieses Punktes im Laufe der Diskussion ausführlicher ab # DE 0006 behandelt, und ich vertraue mal darauf, dass die schnelle Antwort hier genügt.

3. Bedeutung: Ich habe in # DE 0004 behauptet, dass es ein Irrtum ist blindlings davon auszugehen, dass Wörter oder sonstigen Ausdrücke in unserer Sprache deshalb funktionieren, weil sie Zeichen für etwas außerhalb der Sprache, für etwas in der Realität sind; im konkreten Falle, dass die Bedeutung von 'Weinflasche' eine konkrete (oder vielleicht eine ideale) Weinflasche ist, die Bedeutung von 'entkorken' das Herausziehen eines Korkens vielleicht aus dieser konkreten (oder idealen) Weinflasche; und dass es deshalb ein Fehler ist, blindlings davon auszugehen, dass 'denken' ein Zeitwort ist, das ähnlich funktioniert wie zum Beispiel das Zeitwort 'laufen', so nämlich, dass es wie dieses eine bestimmte physische oder vielleicht geistige Aktivität bedeutet, und wir für die weitere Behandlung unserer Frage unproblematisch von dieser Voraussetzung ausgehen können.

Wir haben einige Andeutungen zum Thema gemacht, aber vielleicht muss es noch gründlicher behandelt werden, um eventuell meinte Hypothek aus DE # 0005 zu entlasten.

4. Wir haben in der Folge von DE # 0007 den Einwand nicht ausdrücklich behandelt, dass es falsch wäre zu behaupten, ohne sprachlichen Inhalte gäbe es kein Denken: wir haben jedoch im Zuge der Darstellung gesehen, dass wir ganz im Gegenteil vorschlagen, dass weder das Denken von Sprechen, noch das Sprechen von Denken "begleitet" ist. Denken ist ausdrücklich kein stilles zu sich selber Sprechen, und wenn ich spreche, denn denke ich nicht still den Satz, den ich sage, dazu.

5. Ich habe in DE # 0011 kurz die Frage der künstlichen Intelligenz gestreift, ohne wieder darauf zurückzukommen. Ich habe nicht vor, das Thema erschöpfend zu behandeln - aber im Rahmen der gegenwärtigen Diskussion um den Zusammenhang von Sprache und Denken können wir feststellen, dass die Art der Frage, wie sie etwa Daniel Dennett in den 90-iger Jahren aufwirft, auf einem Missverständnis beruht. Damit ist die Frage aber nicht erledigt, wenn wir zuerst zum Beispiel klären, was denn "künstliche Intelligenz" als Zielvorstellung einer technologischen Entwicklung wohl bedeuten könnte. Das würde aber ganz deutlich unsere gegenwärtige Fragestellung übersteigen.

Als nächstes wollen wir ein paar Worte zum Punkt 1 sagen. Punkt 3 braucht auch noch eine ausführlichere Behandlung um unser Thema abzuschließen, auch wenn es keine großen Überraschungen mehr geben wird. Punkt 5 erlaubt uns vielleicht einige Gesichtspunkte unserer Diskussion deutlicher herauszustellen. Und dann können wir die Diskussion eventuell in der versuchen mit einer Zusammenfassung der Fragen und der vorgeschlagenen Antworten abzuschließen.

No comments:

Post a Comment